Ludewig Tieck (Hrsg.):
Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter

 

 

Ludewig Tieck

 

Vorrede.

 

Text
Editionsbericht
Werkverzeichnis
Literatur: Tieck
Literatur: Anthologie

 

Wenn es keine Täuschung ist, daß wir in einem Zeitalter leben, in welchem die Liebe zum Schönen und das Verständniß desselben von neuem erwacht, und sich in mannichfaltigen verschiedenen Gestalten zeigt, so ist es die Pflicht eines jeden diesen Trieb anzuerkennen, und so viel es in seinen Kräften steht zu befördern und deutlicher zu entwickeln. Sehn wir auf eine unlängst verflossene Zeit zurück, die sich durch Gleichgültigkeit, Mißverständnisse oder das Nichtbeachten der Werke der schönen Künste auszeichnet, so müssen wir über die schnelle Veränderung erstaunen, die in einem so kurzen Zeitraum bewirkt hat, daß man sich nicht nur für die Denkmäler verflossener Zeitalter interessirt, sondern sie würdigt, und nicht nur mit einseitigem und verblendeten Eifer bewundert, sondern durch ein höheres Streben sich bemüht jeden Geist auf seine ihm eigene Art zu verstehn und zu fassen, und alle Werke der verschiedensten Künstler, so sehr sie alle für sich selbst das Höchste sein mögen, als Theile Einer Poesie, Einer Kunst anzuschauen, und auf diesem Wege ein heiliges unbekanntes Land zu ahnden und endlich zu entdecken, von [II] dem alle gerührten und begeisterten Gemüther geweissagt haben, und dem alle Gedichte als Bürger und Einwohner zugehören. Denn es giebt doch nur Eine Poesie, die in sich selbst von den frühesten Zeiten bis in die fernste Zukunft, mit den Werken die wir besitzen, und mit den verlohrnen, die unsre Phantasie ergänzen möchte, so wie mit den künftigen, welche sie ahnden will, nur ein unzertrennliches Ganze ausmacht. Sie ist nichts weiter, als das menschliche Gemüth selbst in allen seinen Tiefen, jenes unbekannte Wesen, welches immer ein Geheimniß bleiben wird, das sich aber auf unendliche Weise zu gestalten sucht, ein Verständniß, welches sich immer offenbaren will, immer von neuem versiegt, und nach bestimmten Zeiträumen verjüngt und in neuer Verwandelung wieder hervortritt. Je mehr der Mensch von seinem Gemüthe weiß, je mehr weiß er von der Poesie, ihre Geschichte kann keine andre sein, als die des Gemüths von den ersten Offenbarungen und dem Wunderglauben der Kindheit, der schönen Ahndungen des jugendlichen Lebens zur Reifheit der Phantasie, bis in alle ihre Verirrungen, die sich wieder zur frühen kindlichen Klarheit selber zurückführen, dazwischen wechselnd mit prophetischen Träumen, mit Anschauungen, welche verlohren gehn und sich wieder suchen. So ist die wahre Geschichte der Poesie die Geschichte eines Geistes, sie wird in diesem Sinne immer ein unerreichbares Ideal bleiben; jedoch ist es jedem Beobachter, jedem Freunde der Poesie möglich, seine Ansichten darzustellen, seine Liebe in Worten auszusprechen, um alte Mißverständnisse zu entwirren, oder die, die ihn verstehn, allmählich der klaren freien Aussicht näher zu führen.

[III] So erklärt und ergänzt die alte Zeit die neue, und umgekehrt. Wenn es uns vielleicht unmöglich fällt, die alte Poesie ganz auf ihre eigenthümliche Art zu verstehn und zu fühlen, so macht wieder die Entfernung ein innigeres Verständniß möglich, als es die Zeitgenossen selbst fassen konnten. Wie man aus dem Bruchstück einer schönen Bildsäule wohl die Proportion und Gestalt sehen und errathen kann, so ist doch das wahre Verständniß erst mit dem Auffinden aller oder der hauptsächlichsten Theile hergestellt: so ist es gar nicht anders möglich, als das wir das Alterthum durch die Entstehung und Kenntniß der Italiänischen, Spanischen, Deutschen, Englischen und Nordischen Poesie richtiger in seinen Verhältnissen fassen müssen, eben wie es unsern Nachkommen vergönnt sein wird, noch tiefer in das Geheimniß zu dringen, wenn die Lieder des Orients ihnen näher gekommen sind, und ein neues Bestreben der künftigen Dichter unsre Zeit und was sie gewollt, beleuchten, und dadurch mit den übrigen Zeitaltern in Harmonie setzen wird.

Erfreulich ist es zu bemerken, wie dies Gefühl des Ganzen schon jezt in der Liebe zur Poesie wirkt. Wenigstens ist wohl noch kein Zeitalter gewesen, welches so viele Anlage gezeigt hätte alle Gattungen der Poesie zu lieben und zu erkennen (Individuen die sich oft beim ersten Anblick zu widersprechen scheinen), und von keiner Vorliebe sich bis zur Partheilichkeit und Nichterkennung verblenden zu lassen. So wie jezt wurden die Alten noch nie gelesen und übersezt, die verstehenden Bewunderer des Shakspear sind nicht mehr selten, die Italiänischen Poeten haben ihre <Freunde>, man liest und studirt die Spanischen Dichter so fleißig, als es in [IV] Deutschland möglich ist, von der Uebersetzung des Calderon darf man sich den besten Einfluß versprechen, es steht zu erwarten, daß die Lieder der Provenzalen, die Romanzen des Nordens, und die Blüthen der Indischen Imagination uns nicht mehr lange fremde bleiben werden; was man von der Poesie fodern darf, welche Stelle sie einnehmen kann, auch dies scheint mehr anerkannt zu werden; man ist in Grundsätzen fast einig, die man noch vor wenigen Jahren Thorheit gescholten hätte, und dabei sind diese Fortschritte der Erkenntniß nicht von mehr Widersprüchen und Verwirrungen begleitet und gestört, als jede grosse menschliche Bestrebung nothwendig immer herbeiziehen wird.

Unter diesen günstigen Umständen ist es vielleicht an der Zeit, von neuem an die ältere deutsche Poesie zu erinnern. Schon seit Opitz, noch häufiger aber seit Gottsched, sind von diesen, am dringendsten aber durch Bodmer diese Erinnerungen an die Freunde der deutschen Poesie ergangen, aber fast ohne alle Wirkung. Bodmer gab die sogenannte Manessische Sammlung der Minnesinger heraus, er ließ Chrimhildens Rache drucken, er schrieb vieles um die Dichter dieses Zeitalters bekannter zu machen, und es fehlte nicht, daß sich nicht einige Schriftsteller dafür interessirt hätten, ja es mangelt nicht an berühmten Nahmen, die Untersuchungen und Vermuthungen über die Dichter jener Zeit und ihre Werke bekannt machten, unter welchen ich nur Leßing zu nennen brauche; Eschenburgs Bemühungen, so wie manchen andern Gelehrten verdanken wir viele Nachrichten, die Myllersche Sammlung der alten Deutschen Denkmäler wird für immer der Beweis eines rühmlichen Eifers und schönen Fleißes bleiben; Gräter, so wie vie[V]le seiner Mitarbeiter haben dem künftigen Geschichtschreiber Notizen und Thatsachen gesammelt und überliefert und Koch hat endlich in seinem Compendium der deutschen Literatur die Übersicht des Ganzen erleichtert. Ohngeachtet dieser Bemühungen ist das größere Publikum immer noch mit der ältern deutschen Zeit unbekannt geblieben, es sind dadurch nur immer wieder Gelehrte veranlaßt worden Untersuchungen anzustellen, und die Wirkung, welche sie beabsichtigten, ist noch auf keine Weise erreicht worden. Man darf sich darüber nicht wundern, wenn man weiß, wie schwer es ist einmal ausgebreiteten Vorurtheilen entgegen zu arbeiten, die um so unvertilgbarer sind, um so mehr sie auf Unkunde und Unwissenheit beruhen; so wenig man eine deutliche Vorstellung hatte, so behielt man doch den Glauben an die Barbarey des sogenannten Mittelalters und der kleine Theil des Publikums konnte schon für den gelehrten gelten, welcher eine dunkle unbestimmte Erinnerung von den lezten Meistersängern hatte und diese mit allen Zeiten der ältern deutschen Poesie vermischte und verwechselte.

Diese Vorstellungen wurden dadurch unterhalten, daß das Studium der Gedichte, welche im Druck erschienen sind, mit Mühe verbunden und das völlige Verständniß dem Ungelehrten fast unmöglich ist. Dazu kam, daß alle Umbildungen und Uebersetzungen, welche populärer und bekannter wurden, sich immer auf die moralischen Gedichte gewandt haben, indem man sich für Sitten, Gewohnheiten, Anspielungen auf die damalige Geschichte, Nachrichten von politischen Vorfällen, oder satirische Winke von dem Verderbniß der Geistlichkeit und dergleichen, ausschließlich interissirte. [VI] Diese Gedichte sind aber fast alle schon aus der spätern Periode, und so geschah es, indem man diese für die einzigen merkwürdigen Produkte ansah, daß das mehr poetische Zeitalter der Deutschen darüber vernachlässiget und endlich gar vergessen wurde.

Die Zeit, aus welcher die Abschriften und Umarbeitungen älterer Werke, so wie die originalen Gedichte der Deutschen herrühren, ist früher, als die klassische Zeit der Italiänischen Poesie, welche sich mit dem Dante eröffnet; wenn wir das sogenannte Lied der Niebelungen und die Gedichte ausnehmen, welche zum Heldenbuche gerechnet werden müssen, so waren ohne Zweifel die Dichter der Provence die Vorbilder der Deutschen, Franzosen und Italiäner. Im 12ten und 13ten Jahrhundert war die Blüthe der Romantischen Poesie in Europa; die berühmten Dichter der Deutschen fangen ohngefähr mit Heinrich von Veldek an, welcher unter dem Friedrich Barbarossa lebte, und unter die letzten Minnesänger muß man den Johann Hadloub rechnen, so daß sich dieser Zeitraum ohngefähr bis auf den Rudolf von Habsburg erstreckt, d.h. bis zum Schluß des 13ten und den Anfang des 14ten Jahrhunderts.

Früher, und zwar um mehrere Jahrhunderte, muß man das Erste Gedicht von den Niebelungen setzen, bei welchem es eben so vergeblich sein möchte, nach einem einzigen Verfasser zu fragen, als bei der Ilias oder Odyssee. Die Niebelungen sind ein wahres Epos, eine große Erscheinung, die noch wenig gekannt und noch weniger gewürdigt ist, ein vollendetes Gedicht vom größten Umfange. Das Heldenbuch, und diejenigen Erzählungen, welche dazu gerechnet werden müssen, haben [VII] noch Vieles vom Ton eines Epischen Zeitalters, es zeigt sich in ihnen eine Größe und Erhabenheit, die zuweilen sich herabstimmt und in ihren Schilderungen rauh und barbarisch erscheint: viele Erzählungen erinnern an die Niebelungen, auch sind manche wohl aus diesen entstanden, und wenn sie sich nicht zu der reinen Erhabenheit dieses Gedichtes erheben, so tragen sie doch noch viele Spuren einer alten Zeit und ergötzen durch eine starke und männliche Fröhlichkeit, die durchaus dem Gegenstande ihrer Darstellung angemessen ist.

Die Verknüpfungen der Niebelungen mit dem Heldenbuche, und wie das Letztere gröstentheils aus dem älteren Gedichte entstanden ist und ursprünglich mit demselben eins war, liesse sich darthun, wenn dies hier meine Absicht wäre: es wird sich aber, wie ich vermuthe, künftig selbst entwickeln laßen, auf welche Weise die Rittergedichte von der Tafelrunde und Artus mit jenen alten Erzählungen vormals zusammengehangen, und sich aus diesen erzeugt haben, und zwar zu einer Zeit, als man jene schon vergessen hatte, und daß von den frühern Gedichten bis zu diesen spätern wahrhafte Geschichte zum Grunde liegt, die nur immer mehr verschwunden ist, je mehr sich die Poesie zu ihrer eigenen Lust an diesen Gegenständen entwickelt hat. So wie der Leser, wenn er das Buch vom Amadis, in welchem alles ersonnen und phantastisch verknüpft ist, selbst nur oberflächlich liest, allenthalben die deutlichsten Spuren sieht, wie diese Romane wiederum aus den Gedichten von der Tafel-Runde entstanden sind, nachdem diese ebenfalls in Vergessenheit gerathen sein musten.

Bei den Provenzalen und Franzosen finden wir zuerst die Gedichte vom Artus, welche die deutschen Min[VIII]nesänger bald darauf übertrugen und nachahmten. Diese Zeit, in welche alle jene Erzählungen vom Parzifal, Tyturel, Tristan, Artus, Daniel von Blumenthal, und andre gehören, ist die eigentliche Blüthenzeit der Romantischen Poesie. Liebe, Religion, Ritterthum und Zauberei verweben sich in ein großes wunderbares Gedicht, zu welchem alle einzelne Epopöen als Theile Eines Ganzen gehören, und der Parzival und Tyturell (welche man als zwey verschiedene Gedichte ansehen sollte) machen den Mittelpunkt dieser zauberischen Dichtung aus: auf den h. Graal und seine Verwaltung, auf die Religion, beziehen sich alle übrigen Erzählungen mehr oder weniger, und sind wie grosse selbstständige Episoden dieser wundersamsten Begebenheit anzusehen. Wie das Heldenbuch, noch mehr aber das Lied von den Niebelungen, nach dem Norden und seiner Mythologie hinweisen, so regt sich in diesen zarten Reimgedichten der liebliche Geist des Orients und Persien und Indien, die Begebenheiten ziehn sich dorthin, das Wunderbare ist nicht mehr so abentheuerlich aber magischer, die Helden verliehren an Größe, ihr Blutdurst, ihre Furchtbarkeit nimmt ab, aber Sehnsucht und Liebe leihen ihnen die schönsten Gesinnungen und umgeben sie mit Licht und Glanz; die epische Wahrheit und Deutlichkeit verschwindet, aber wunderbare Farben und Töne führen das Gemüth in ein so zauberisches Gebiet von Klarheit und träumerischen Erscheinungen, daß es sich gefesselt fühlt, und bald in dieser Welt einheimisch wird. Auf diese Weise hatte sich eine wahre Geschichte gleichsam bis zur völligen Auflösung in Poesie hindurch gearbeitet, und als nun die letzten Erinnerungen verschwunden waren, wurde es möglich, [IX] daß auch diese dichterische Welt wiederum ihren Mittelpunkt und Zusammenhang verlohr und sich in jene prosaischen Rittererzählungen vom Amadis und seinen Nachkommen ergoß, die noch allen Anspruch auf grosse Erfindung und wahre Poesie machen dürfen, ob sich gleich in allen die Unersättlichkeit des Gemüths und der Phantasie offenbart, die nicht genug an Personen und Begebenheiten hat, sondern sie immer wieder mit neuen häuft, von neuem verwirrt und entwirrt, und durch Wunder so oft überrascht bis sie alltäglich werden; so daß sich diese phantastische Welt endlich selbst erschöpfen und den Freunden der Poesie nur Unlust und Überdruß zurücklassen muste.

Ohngefähr in dieselbe Zeit der Gedichte von Artus fallen die verschiedenen Romane von Karl dem Großen, doch müssen sie ihrem ersten Ursprung nach später sein. Ihr Umfang ist beschränkter, die Charaktere sind keck aber geringer, der Ton neigt sich mehr zur Frölichkeit und fällt oft sogar in das Komische, sie erinnern auf mehr als eine Weise an die Darstellungs-Art des Heldenbuches. Der Mittelpunkt dieser Gedichte scheint, nach allem zu urtheilen, was ich bisher kennen gelernt, die Erzählung von den Kindern des Heymon zu sein.

Ich will es mir vorbehalten, bei einer schicklichern Gelegenheit weitläuftiger von diesen Gedichten und ihrem historischen Zusammenhange zu sprechen. In einem Zeitraume von hundert Jahren waren alle diese verschiedenartigen Werke zu gleicher Zeit bei den Deutschen geliebt und geschätzt; bei den frühern wie bei den spätern Minnesingern findet man häufige Anspielungen auf diese Lieder, viele von ihnen sind durch die Unachtsamkeit unserer Vorfahren untergegangen, aber die Anzahl [X] der zurückgebliebenen Manuskripte ist noch beträchtlich genug, wenn es nicht an Gelegenheit fehlte, sie bekannter und gelesener zu machen. Wir müssen annehmen, daß der Sinn für die Poesie in jener Zeit eben so innig, als empfänglich und viel umfassend war, jeder dieser Gegenstände bildete eine eigene poetische Welt um sich, ohne eine andere stören zu wollen, und alte Tradition, Liebe und Religion vereinigten die verschiedensten Gemüther zu einem Interesse. Der Ritterstand verband damals alle Nationen in Europa, die Ritter reiseten aus dem fernsten Norden bis nach Spanien und Italien, die Kreuzzüge machten diesen Bund noch enger und veranlaßten ein wunderbares Verhältniß zwischen dem Orient und dem Abendlande; vom Norden so wie vom Morgen her kamen Sagen, die sich mit den einheimischen vermischten, große Kriegsbegebenheiten, prächtige Hofhaltungen, Fürsten und Kayser, welche der Dichtkunst gewogen waren, eine triumfirende Kirche, die Helden kanonisirte, alle diese günstigen Umstände vereinigten sich, um dem freien unabhängigen Adel und den wohlhabenden Bürgern ein glänzendes wunderbares Leben zu erschaffen, in welchem sich die erwachte Sehnsucht ungezwungen und freiwillig mit der Poesie vermählte, um klarer und reiner die umgebende Wirklichkeit in ihr abgespiegelt zu erkennen. Gläubige sangen vom Glauben und seinen Wundern, Liebende von der Liebe, Ritter beschrieben ritterliche Thaten und Kämpfe, und liebende, gläubige Ritter waren ihre vorzüglichsten Zuhörer. Der Frühling, die Schönheit, die Sehnsucht, die Frölichkeit, waren die Gegenstände, welche nie ermüden konnten, grosse Waffenthaten und Zweikämpfe musten alle Hörer hinreissen, um so mehr, um so un[XI]glaublicher und umständlicher sie geschildert waren, und wie die Pfeiler und die Wölbung der Kirche die Gemeine umfingen, so umgab die Religion, als das Höchste, die Dichtung und die Wirklichkeit, unter der sich alle Herzen in gleicher Liebe demüthigten. Die Dichtkunst war kein Kampf gegen etwas, kein Beweis, kein Streit für etwas, sie sezte in schöner Unschuld den Glauben an das voraus, was sie besingen wollte, daher ihre ungesuchte, einfältige Sprache in dieser Zeit, dieses reizende Tändeln, diese ewige Lust am Frühling, seinen Blumen und seinem Glanz, das Lob der schönen Frauen und die Klagen über ihre Härte, oder die Freude über vergoltene Liebe. Kein Gedanke, kein Ausdruck ist gesucht, jedes Wort steht nur um sein selbst willen da, aus eigener Lust, und die höchste Künstlichkeit und Zier zeigt sich am liebsten als Unbefangenheit oder kindlicher Scherz mit den Tönen und Reimen.

So wie der Gegenstand der Epischen Gedichte sehr mannigfaltig war, so findet man eben auch unter den Lyrischen, neben den Gedichten der Sehnsucht und Liebe, Gebete und Lieder religiösen Inhalts, so wie moralische Betrachtungen, oder Einfälle, die sich auf die Zeitumstände beziehen, ja die Dichter verschmähen es nicht, Vorfälle aus dem gemeinen Leben darzustellen, komische Begebenheiten zu singen, oder unanständige Scherze und Zweideutigkeiten in Reimen zu sagen. Doch geschieht dieses mehr in der leztern Zeit, so wie sich auch in dieser die moralischen Gedichte vermehren.

Diese Freiheit des Gemüthes, diese schöne Willkührlichkeit, welche sich nicht ausschließlich und mit ängstlichem Vorurtheil an einen Gegenstand heftet und sich dadurch unfähig macht, andre zu geniessen und zu ver[XII]stehen, zeigt sich allenthalben. So ist die Sprache, welche die Dichter in diesem Zeitalter brauchen, eine ungebundene, ganz freie, die sich alle Wendungen, <Tautologien> und Abkürzungen erlaubt; manche Worte wechseln fast durch alle Vokale, und e, o, und a sind fast immer gleichgültig, angehängte Buchstaben und Sylben, so wie unterdrückte, sind gleich sehr erlaubt, um den Vers härter, oder wohlklingender, weicher und schmachtender zu machen. Diese grosse Allgemeinheit und Freiheit ist vielleicht der Character der Deutschen Sprache, es ist noch niemals gelungen, sie auf diese Weise festzustellen, wie dies mit allen übrigen Europäischen Sprachen der Fall gewesen ist, sie geht immer wieder in ihre alte Wurzel zurück und erinnert sich ihres ehemaligen Geistes.

Die gröste Mannigfaltigkeit entdeckt man in den Liedern der Minnesinger, selbst beim flüchtigsten Anblick, in Absicht der Sylbenmaasse, die gröste Verschiedenheit der Strofen, die verschiedenste Anwendung des Reimes. Es ist kein Dichter, selbst bis auf die spätern, der nicht, wie er seinen eigenen Ausdruck, seine eigene Sprache hat, auch eine neue Form suchte, in welcher er sich ausdrückt. Keine Auktorität, keine Regel hatte hierüber etwas Bestimmtes festgesetzt, sondern jeder Sinn folgte seinem Antriebe, nachdem er sich zur Künstlichkeit oder Simplizität neigte, und also seinen Gegenstand prächtig und auffallend für das Ohr machen, oder sich zierlich und gewandt zeigen, und die Zärtlichkeit und Sehnsucht auch durch den Fall der Reime lieblich und seufzend zu erkennen geben wollte. So hat jeder Dichter sein Sylbenmaaß, welchem er am liebsten folgt, ja er sucht fast in jedem Liede eine Veränderung, welche [XIII] den Gegenstand deutlicher heraushebt. Darüber haben die meisten dieser Gedichte eine so liebliche Art gewonnen, daß man das Nothwendige und Zufällige daran nicht mehr unterscheiden kann, sondern daß die Form und der Gegenstand gerade so und nicht anders unzertrennlich zusammen gehören. So finden wir einfache Lieder und Gedichte, andre, welche künstliche und vollständige Canzonen sind, andre, welche an die Stanze und an das Sonett erinnern, manche sind aber von einer so zarten Künstlichkeit und so original, daß sich nichts anders mit ihnen vergleichen läßt.

Gewiß zeigt sich in keinen andern Gedichten die Natur und Absicht des Reims so vollständig, als in diesen. So wie man hier eine sichere und gebildete Hand im Gebrauch desselben fast allenthalben erkennt, so wird dem Leser doch fast immer auch zugleich die Entstehung dieses Wohlklangs, welcher die ganze neuere Poesie gestimmt und beseelt hat, deutlich. Es ist nichts weniger als Trieb zur Künstlichkeit, oder zu Schwierigkeiten, welche den Reim zuerst in die Poesie eingeführt hat, sondern die Liebe zum Ton und Klang, das Gefühl, daß die ähnlichlautenden Worte in deutliche oder geheimnißvollere Verwandschaft stehn müssen, das Bestreben die Poesie in Musik, in etwas Bestimmt-Unbestimmtes zu verwandeln. Dem reimenden Dichter verschwindet das Maaß der Längen und Kürzen gänzlich, er fügt nach seinem Bestreben, welches den Wohllaut im gleichförmigen Zusammenklang der Wörter sucht, die einzelnen Laute zusammen, unbekümmert um die Prosodie der Alten, er vermischt Längen und Kürzen um so lieber willkührlich, damit er sich um so mehr dem Ideal einer rein musikalischen Zusammensetzung annä[XIV]here. Eine unerklärliche Liebe zu den Tönen ist es, die seinen Sinn regiert, eine Sehnsucht, die Laute, die in der Sprache einzeln und unverbunden stehn, näher zu bringen, damit sie ihre Verwandschaft erkennen, und sich gleichsam in Liebe vermählen. Ein gereimtes Gedicht ist dann ein eng verbundenes Ganze, in welchem die gereimten Worte getrennt oder näher gebracht, durch längere oder kürzere Verse auseinander gehalten, sich unmittelbar in Liebe erkennen, oder sich irrend suchen, oder aus weiter Ferne nur mit der Sehnsucht zu einander hinüber reichen; andre springen sich entgegen, wie sich selbst überraschend, andre kommen einfach mit dem schlichtesten und nächsten Reim unmittelbar in aller Treuherzigkeit entgegen. In diesem lieblichen labyrinthischen Wesen von Fragen und Antworten, von Symmetrie, freundlichem Widerhall und einem zarten Schwung und Tanz mannigfaltiger Laute schwebt die Seele des Gedichtes, wie in einem klaren durchsichtigen Körper, die alle Theile regiert und bewegt und weil sie so zart und geistig ist, beinahe über die Schönheit des Körpers vergessen wird.

Wie man nur aus dem Gefühl dieser Liebe die mannigfaltigen künstlichen Vers-Formen der Italiäner und Spanier verstehen kann, sind damit zugleich die vielen unterschiedenen Versarten dieser Sammlung charakterisirt. Ganz mystisch und dem Gegenstande angemessen ist so im 138ten Gedicht der dreifache unmittelbare Reim gebraucht, welcher sich dreimal wiederholt und in drei Abtheilungen von drei andern Reimen eingeschlossen ist, im 136ten Gedicht ist das Schema eben so merkwürdig; prächtig und stolz klingen die dreifachen unmittelbaren Reime im Ged. 141. des Walther von [XV] der Vogelweide, die Abwechselung der langen und kurzen Verse majestätisch im 173ten Liede des Heinrich von Morungen und im 158ten des Kraft von Toggenburg so wie in vielen andern. Die lieblichen Verse, welche Johann Hadloub braucht, sind durch ihren Wechsel ausserordentlich schlicht und rührend, so wie die meisten Gedichte Reinmar des Alten treuherzig, und die des Walther von der Vogelweide edel klingen, im 133sten Gedicht des Reinman von Brennenberg herrscht ein mächtiger Ton, der die Pracht der Sprache und die gedrängte Fülle der Bilder noch mehr heraushebt; erhaben ist durch seinen bizarren Wechsel langer und kurzer Verse das Liebesgedicht (126) des Christian von Hamle und so seinem Gegenstande ganz angemessen, die klaren jugendlichen Lieder des Ulrich von Lichtenstein bewegen sich fast alle in sehr einfachen Versen, denn diese Freude und Heiterkeit sucht keinen andern Schmuck als ihr eigenes <Gefühl>, aber dunkel und tief ist die Art des Burkart von Hohenfels im 46ten Liede, im 27ten des König Wenzel wird man durch die dunkle und großtönende Verknüpfung an den Charakter des Sonetts erinnert, die Canzone findet man oft ganz vollendet, eben so die sogenannte Lyra, und viele Gedichte erinnern an die Madrigale und Balaten der Italiäner, so wie an die meisten Sylbenmaaße der Spanier.

Der Reim wird aber nicht bloß auf eine so beschränkte Weise gebraucht, wie es diese Nationen nachher fast zum Gesetz in der Poesie gemacht haben. Ausserdem, daß er die einzelnen Verse beschließt und mit einander verknüpft, ist ihm noch ein ganz verschiedener Sinn beigelegt, welcher den künstlichen Formen ein unendliches Feld eröffnet. Andre Reime werden nehmlich [XVI] noch oft in die Mitte gestellt, oder zu Anfang, oder gegen das Ende gehäuft, wodurch ein Gedicht in seinem Hauptverhältnisse und seiner Melodie noch viele andere Nebentöne bekommen kann, die im Liede zart und flüchtig, wie in einem leichten Elemente, spielen, sich ganz darinne verliehren, und immer wieder von neuem hervortreten. Einem ungeübten Ohre dürfte das <Schönste> dieser Art nur als kindische Spielerei erscheinen, wo der feinere Sinn die zartesten Laute der Sehnsucht vernimmt, die sich in Thränen und Schluchzen auflöst, anderswo wie ein klagendes Echo aus dem Gemüthe, oder das Rieseln eines muntern Baches, dessen Wellen freudig zusammenklingen. In vielen dieser Lieder zeigt sich die Liebe des Dichters fast unerschöpflich, alles ist ihm noch immer nicht musikalisch und lieblich genug, er beugt die harten Worte seiner Sprache immer wieder in Reimen um, daß sie sich recht glatt und gelinde, recht liebkosend an das Herz der Geliebten schmiegen sollen, das Gefühl kann fast nicht die beflügelten Laute zurückweisen, die so schmeichelnd und tändelnd nahen, und in denen der Gedanke des Gedichtes so demüthig durchscheint; daß gerade diese künstlichste und lieblichste Art der Poesie späterhin in Thorheit ausarten konnte und muste, bedarf kaum erwähnt zu werden, und so findet man schon unter den spätern Minnesängern einige Lieder, die man für nichts anders als Kindereien halten kann.

Das älteste Vorbild dieser Gedichte ist vielleicht bei den Deutschen das schöne Lied des Heinrich von Veldeck, (10) welches in so wenigen Worten so viel sagt, und dessen lieblichen Tönen nicht leicht ein Herz widerstehn kann. Eine hüpfende Fröhlichkeit und spielende Trauer zeigt sich in dem Gedicht W. v. Tuifen (50), das Ge[XVII]dicht 59. des Otto von Turne spricht schluchzend und weinend in seinen künstlichen Tönen, und 60. 61. und 62. verwickeln sich gleichsam in ihre eigne Lieblichkeit und treten nur durch einen willkührlichen Schluß aus dem Labyrinth ihrer Reime wieder hervor. Die dunkle Künstlichkeit des Christian von Lupin ist von einem unwiderstehlichen Zauber, wenn das Ohr erst eingelernt ist den Einklang dieser Worte zu fühlen und die Fremdheit seiner Sprache zu verstehn. Die fünf Gedichte des Thüring sind von einer Meisterhaftigkeit, die man nicht genug bewundern kann, im ersten Liede verflechten sich die Reime immer inniger und liebender, der Dichter will den Ton gar nicht wieder frei geben, noch eine Bedeutung, noch eine Erinnrung will er ihm einhauchen, ehe er von ihm läßt; eben so häuft er im 71. Gedicht die Reime, am grösten in der zweiten Strofe, in den beiden vorlezten Versen zerfließt er in Schluchzen und Thränen, um den lezten Vers dann ohne Unterbrechung aussprechen zu können. Im 74. Gedicht verkündet sich die Freude wie ein rollender Strom, der alles mit seinen tönenden Fluthen wegführt und über alle Hindernisse lachend springt; so spricht sich sein Entzücken im folgenden Gedichte aus, er häuft die Worte und Reime, er kann den Ausdruck immer nicht finden, der alles sagen soll. Fast noch zarter ist die Stellung und Übereinkunft der Worte im 79. Liede des Albrecht von Raprechtsweil, im 83. Liede lacht der Refrain wirklich, aber wie in Thränen, dieser Schmerz ist noch mahlerischer im 97. Gedichte ausgedrückt und das 130. von Winli ist noch künstlicher aber auch etwas gesuchter; ganz spielend und tändelnd ist der Schmerz im 156. Lie[XVIII]de, aber um so rührender ist der Einklang der Worte im Lied 177 des Heinrich von Morunge.

Daß die deutschen Dichter auch schon damals die Assonanz gekannt haben, sieht man aus einigen Gedichten, denn sie geht ganz durch das Lied des von Kürenberg, so wie das 33te des Dietmar von Ast ganz ohne Reim ist. Sehr wahrscheinlich war ehemals der weibliche Abschnitt in dem Verse des Gedichtes von den Niebelungen eine Assonanz, so wie wir diese noch an vielen Stellen dort antreffen, aus diesem Verse, der aus der Assonanz und dem Reime gemischt war, ist späterhin das Versmaas unsers Heldenbuches gemacht worden. Der Vokal A assonirt neben den Reim ganz durch das schöne Gedicht des Ulrich von Gutenburg (26), wodurch es einen seltsamen und schwermüthigen Ton bekömmt, der in das Gemüth tief eingeht, auf eine ähnliche Weise, doch nicht so schön, ist dies im 43ten Liede geschehn.

Aus dieser kurzen Übersicht erhellt die Mannigfaltigkeit der Formen, in denen sich die Dichter aussprechen konnten. Viele Arten der Verse, so wie viele poetische Schilderungen haben sie gewiß von den Provenzalen entlehnt, doch wäre es unbegreiflich wenn sie die überlieferten Formen nicht durch originale sollten vermehrt haben, und die völlige Eigenthümlichkeit eines Ch. von Lupin, Ch. v. Hamle, J. Hadloub, so wie vieler andern läßt sich kaum bezweifeln. Jeder Sänger suchte eine neue Melodie, einen Ton zu erfinden, in welchem er die meisten seiner Gedichte schrieb und sang, die Meistersänger nahmen manche Töne der spätern Minnesänger an und erwähnen oft den Heinrich Frauenlob, den Regenbog, den Conrad von Würzburg [XIX] und andre, auf deren Weisen sie ihre Lieder absangen. In der schönsten Zeit der deutschen Poesie waren die Ritter die Dichter, die unbegüterten dieses Standes machten aus der Dichtkunst einen eignen Beruf, und fanden Fürsten und mächtige Beschützer, welche sie belohnten. Ihre Lieder wurden im Frühlinge, oder bei Festlichkeiten gesungen, ihre Heldenerzählungen vorgelesen und ihre Liebesgedichte von vielen Lippen wiederholt. Die Poesie war ein allgemeines Bedürfniß des Lebens, und von diesem ungetrennt, daher erscheint sie so gesund und frei, und so viel Kunst und strenge Schule auch so manche Gedichte dieser Zeit verrathen, so möchte man doch diese Poesie nicht Kunst nennen; sie ist gelernt, aber nicht um gelehrt zu erscheinen, die Meisterschaft verbirgt sich in der Unschuld und Liebe, der Poet ist unbesorgt um das Interesse, daher bleibt er in aller Künstlichkeit so einfältig und naiv, er sucht seinen Gegenstand lieber durch eine neue Anordnung der Reime, als durch neue und auffallende Gedanken hervorzuheben, und eben so schildert er in allgemeinen Zügen immer wieder die Schönheiten der Natur, so wie seiner Geliebten, und nur bei wiederholtem und aufmerksamen Betrachten dieser Gedichte fühlt man die eigenthümliche Gesinnung der Dichter und wie sie sich in ihrer Zärtlichkeit, so wie in der Sprache und der Kunst des Verses unterscheiden. So ist in diesen Gedichten alle Darstellung ein gemeinsames Gut, welches jeder nur auf seine Art gebraucht und mit denselben Tönen stets auf neue Weise zu phantasiren sucht. Diese Lieder können daher nur auf eine bescheidene und züchtige Weise genossen werden, nur ein wiederholtes und bedacht[XX]sames Lesen kann sie eindringlich und wohlgefällig machen, und nichts ist wohl so untauglich, als eben sie, jenes unbestimmte Schmachten der Langeweile durch seltsame und mannigfaltige Vorstellungen zu reizen, für welche im Verhältniß zu viele unsrer neuern Bücher geschrieben werden.

Diese schöne Zeit der Poesie konnte nicht von langer Dauer sein, und sie wurde auch bald von politischen Begebenheiten gestört, wenn auch nicht die Zeit selbst sie vernichtet hätte. Die Fürsten entzogen sich den Dichtern und der Adel gab die Beschäftigung mit der Poesie auf; wir finden sie nach einiger Zeit fast ganz aus dem Leben verschwunden, als ein zunftmäßiges Handwerk wieder. Das freie Spiel ist ihr untersagt, alle Zier und Künstlichkeit ist steife Regel und Vorurtheil (wie man sich davon am ausführlichsten in Wagenseils Bericht von den Meistersängern unterrichten kann), fast alle Gedichte sind moralischen Inhalts, oder gereimte Erzählungen aus der Bibel und andern gelesenen Büchern, besonders seit der Reformation, und Hans Sachs steht als der vorzüglichste und geistreichste Poet in dieser Versammlung, dessen Witz und komische Laune wirklich frölich, dessen Ansicht des Lebens auf eine grosse Art vernünftig ist, und dessen allegorische Gedichte oft sogar das Gepräge einer ältern und viel poetischern Zeit tragen. Merkwürdig wird der Ernst immer bleiben, mit welchem sich diese Dichter in einer Zunft vereinigten, strenge auf ihre poetischen Gesetze hielten, und das Willkührlichste und Geheimnißvollste durch Übereinkunft in sichere und zuverlässige Regel bringen wollten. Dieses Bestreben gehört wohl zu jenen Erscheinungen, welche nur in Deutschland möglich waren.

[XXI] So wie in Deutschland die Poesie ein Handwerk wurde, so erscheint sie ohngefähr um dieselbe Zeit in Italien als eine ausgebildete Kunst. Petrarka hängt vermittelst der Provenzalischen Dichter mit den Minnesingern zusammen, und der Leser wird auf mehr als eine Stelle stoßen, die ihn an Petrarka erinnert, aber Petrarka macht das Sonett und die Canzone zu einem vollendeten Ganzen, sein Leben und seine Liebe sind seltsam und auffallend, so wie die Gedanken seiner Gedichte, die Schönheit seiner Werke weiß wie schön sie ist, sie gefällt sich im Gefallen, und alle die Leidenschaft, welche wir in den einfachen Minnesingern nicht ungern vermissen, finden wir in seinen Reimen. Die Poesie hat hier einen Mittelpunkt gesucht und sich in sich selbst zusammengezogen, sie ist gediegener, wichtiger und bedeutsamer geworden, und um diese Würde zu erringen, hat sie nothwendig einen Theil ihrer Freiheit aufopfern müssen. Seitdem sind die fünffüssigen Verse diejenigen, die am meisten gebraucht werden, die Canzone behält noch das Recht bei, so wie es einige andre nicht so edle Formen sich erhalten mit kürzern Versen zu wechseln, doch sind auch diese auf sieben Sylben festgesetzt, so wie auch noch in einigen Canzonen eine Erinnerung von den spielenden Reimen bleibt, welche sich in die Mitte eines längeren Verses stellen.

Wie früher Dante von der Terzine, so wurde Boccaz von der Prosa begeistert, jener steht mit seinem wunderbaren episch-mystischen Streben einzeln, wenn Boccaz ein Vorbild des Chaucer und der Meistersänger der Franzosen und der spätern Theater wird, so wie sich an Petrarkas Schönheit fast alle nachfolgenden Dichter knüpfen.

[XXII] Schon zu der Zeit der frühern Provenzalen hatte es neben den gereimten auch prosaische Rittererzählungen gegeben, diese leztern verdrängten nun die erstern ganz, und neue, nach jenen erfundene, brachten die alten Gedichte bald in Vergessenheit. Aus dem Amadis, dem Boyardo, und den alten heitern Gedichten von Carl dem Grossen, nahm Ariosto die Idee und den Ton seines weitläuftigen Gedichtes, so wie Tasso das alte wahre Epos mit seinen Wundern und seiner Liebe wieder erwecken wollte, zwischen Wahrheit und Dichtung aus mißverstandner Nachahmung irrte, und sich, ohne es zu wollen, oder jenes zu kennen, den alten Gedichten vom heiligen Graal durch Absicht und Ton seines Werkes wieder annäherte. Guarini steht mit muthwilliger Originalität in der Mitte und gehört beiden an, indem er beiden unähnlich ist.

Der Italiänische Vers war nach Spanien gekommen und hatte den einheimischen fast verdrängt, als einer der grösten Dichter, Cervantes, der es schmerzlich fühlte, wie weit sich die Poesie vom Leben, in den Epischen Wundererzählungen vom Amadis und seiner Nachfolger, entfernt hatte, aus Liebe zur Poesie und zum Wunder der kühnsten Scherz ersann, um Poesie und Leben, selbst im Bewußtsein ihrer Disharmonie, wieder zu verknüpfen. Sein Don Quixote, der bewußt und unbewußt das ganze Zeitalter nach dem Cervantes gestimmt hat, spiegelt einen unergründlichen Geist ab, dem Parodie beständig ächte Poesie ist, so wie man nicht bestimmen kann, ob die Poesie dieses Werkes nicht ganz als Parodie zu nehmen sei, denn es scheint, möchte man sagen, ein so heller Witz durch das ganze Werk, [XXIII] daß man fast nirgend mit Sicherheit angeben kann, ob man deutlich sieht, oder nur geblendet ist.

So wie dieser mit großem Sinn und der zierlichsten Grazie der verwaisten Poesie wieder sichere Bahn und Unterstützung im Leben und der Wirklichkeit schaffen wollte, so suchte sie um dieselbe Zeit der tiefsinnige Schakspeare fest und gleichsam auf ewig in der Erde zu begründen. Im Süden hatte sich alle Poesie in Phantasie verflüchtigen, im Norden hatte sie sich schon früh in Gemeinheit, Alltäglichkeit und Gleichgültigkeit verliehren wollen. Mit diesem, ihrem widerwärtigsten Gegentheil vermählte sie dieser unergründliche Geist und gab ihr die moralische Kraft und die Kühnheit, das Schicksal darzustellen und auszusprechen, die wir an ihm nie genug bewundern können. Er zieht einen magischen Kreis der schmerzhaftesten Ironie um seine Phantasieen, aus welchem sie nicht weichen dürfen, und die uns nun eben so heiter als wehmüthig, eben so groß und gewaltig, als beengt und niedergedrückt erscheinen wollen. Eben so räthselhaft als Cervantes, ergreift uns in seiner Gegenwart eine Bangigkeit, weil wir ein Geheimniß spüren, welches uns die frische Heiterkeit des südlichen Dichters in jedem Augenblick wieder vergessen läßt. Aus dem Gebiet dieser Poesie sind seitdem alle Verständnisse und Mißverständnisse gekommen, und Cervantes, und noch umfassender Schakspears Werke werden für uns der Mittelpunkt bleiben müssen, von wo aus man die Vorzeit überschauen und die Gegenwart und Zukunft verstehn kann.

Deutschland hatte indessen fast auch die Erinnrung seiner alten Poesie verlohren, es war ein Gewinn, wenn [XXIV] die Dichter die Formen der Italiäner nachahmten. So machte man in Deutschland Sonette und erregte bald durch die Wiederholung (einige schöne Gedichte von Wekherlin, Opitz, Flemming, u.a. abgerechnet) allgemeinen Überdruß, es regte sich die Sehnsucht nach der Natürlichkeit, nach dem Ungezwungenen, und so geschah es, daß man nach einigen ziemlich unbedeutenden Perioden anfing, sich in den einfachsten Liedern und den ungezwungensten Gesinnungen zu versuchen, um nur das nicht aus den Augen zu verliehren, was man Wahrheit nannte, indessen andre die Sylbenmaaße der Griechen und Römer übten, und nicht wenige sich gar von den Fesseln alles Reims und aller Prosodie losmachten, in freien Sylbenmaassen dichteten, oder eine eigne Prosa erschaffen wollten, die nicht Prosa und nicht Vers sein durfte. Diese letzten führte Göthe auf ihrem eigenen Wege wieder in das Gebiet der Kunst und Poesie zurück. Seitdem ist die Nachahmung jener künstlichen Formen der Italiäner erst selten und neuerdings ziemlich häufig versucht worden, und wenn es auch Mißverständniß ist, jene Formen zu verwerfen, weil sie künstlich sind, (als wenn die Kunst je könnte unkünstlich sein wollen) so ist es doch möglich, daß das Begehren einer freien Natürlichkeit, eines willkührlichen mannigfaltigen Spiels darüber zu sehr vergessen, und auch eine Menge von Versen gemacht werden könne, die von einem Gedichte nichts als die äussere Form haben, weil es etwas Leichtes ist, mit einiger Fertigkeit der Schule, das Nichtige anscheinend auszufüllen und ein verwöhntes Ohr zu hintergehen. Es wird daher vielleicht nicht ohne Nutzen sein, an eine Zeit zu erinnern, in welcher [XXV] Natürlichkeit und Künstlichkeit sich gleich unbefangen und reizend zeigten, um den Freunden der Poesie Gelegenheit zu geben, neben jenen klassischen Formen sich auch mit frühern bekannt zu machen, die jene erklären und auch für sich aller Aufmerksamkeit würdig sind.

Es gelingt vielleicht durch diesen Versuch etwas mehr Theilnahme für diese Gedichte zu erregen, als sich bisher beim deutschen Publikum gezeigt hat. Die bisherigen Proben, die man mittheilte, waren meist zu sehr modernisirt und verändert, auch waren es vielleicht zu wenige, um Aufmerksamkeit zu erregen, der Manessische Codex selbst ist an den meisten Stellen nur mit Schwierigkeit zu lesen, auch ist die Abtheilung der Strofen oft so verworren oder unrichtig, der ausgelassenen Verse, der gestörten Reime sind so viele, daß sich der Leser des Zweifels nicht erwehren kann, ob diese Handschrift auch wirklich von Manesse, einem Kenner und Freunde des Gesanges, herrühren sollte, ob sie gleich älter ist als der Jenaische Codex und die meisten Handschriften von den Minnesingern in der Vatikanischen Bibliothek. Ich habe mich bei dieser Ausgabe ganz an diesen <sogenannten> Manessischen Codex gehalten, weil diese Sammlung eine gewisse Einheit zeigt und wohl eine Auswahl unter den Gedichten statt gefunden hat, sie auch wohl die vorzüglichsten und besten Manieren der Minnesinger in sich begreift. Ich habe alles weggelassen, was nur den Gelehrten interessiren kann, alles was sich auf die Geschichte der Zeit bezieht, und ich habe lieber einigemal den Nahmen von Städten und Ländern unterdrückt, um das Gedicht allgemeiner zu machen. Ich habe versucht die Strofen in Ordnung zu bringen, zuweilen habe ich [XXVI] unbedeutende ausgelassen, oder sie auch in der Stellung verändert, wenn es mir nöthig schien. Es ist nicht immer mit Sicherheit der Anfang oder das Ende eines Gedichtes zu bestimmen, weil in der Handschrift gewöhnlich alle gleichartigen Verse eines Dichters beisammen stehen, es auch oft den Schein hat, als wären manche nur Anfänge oder Fragmente aus Gedichten, nicht aber die Gedichte selbst. Ich habe mir immer die Melodie der Lieder deutlich zu machen gesucht, und sie nach meiner Vorstellung abgetheilt, indessen läßt sich vielleicht bei manchen der künstlichen Lieder eine andere Eintheilung treffen. Einige dunkle Stellen habe ich willkührlich genommen und andere vorsätzlich verändert, doch sind einige Gedichte dunkel geblieben, wie das vom Kürenberg, in welchem man wohl die Haupt-Idee erkennt, nicht aber deutlich sieht, ob es ein Lied ist, oder ob es Fragmente verschiedener Lieder sind: am wahrscheinlichsten ist es wie in der Form eines Dialogs oder kleinen Drama's gedichtet, in welchem die Frau einmal sprechend und erzählend eingeführt wird. Viele Gedichte haben einen dramatischen Charakter, sie enthalten die Bewerbungen der Liebe und die Antworten der Geliebten, ihren Zwist und ihre Versöhnung und endigen häufig mit einem sogenannten Wächterlied, in welchem der Wächter den Ritter erweckt, um ihn von der Frau zu scheiden, welche er heimlich besucht hat, von diesen Wächterliedern habe ich zwei aufgenommen.

Das Wichtigste schien mir, nichts an dem eigentlichen Charakter der Gedichte und ihrer Sprache zu verändern, daher durfte keine Form des Verses verlezt werden, dies war aber zu vermeiden nicht möglich, [XXVII] wenn man nicht manche der alten Worte so ließ, wie sie ursprünglich gebraucht waren. In der neuern Sprache verliehren alle diese Gedichte zu viel, daher ist es keine unbillige Forderung, wenn der Herausgeber verlangt, daß ihm die Leser auf halbem Wege entgegen kommen sollen, so wie er ihnen halb entgegen geht. Worte, die unsrer Sprache ganz unverständlich sind, sind daher weggeblieben, nicht aber solche, die wir noch, nur in einem etwas veränderten Sinne gebrauchen, oder deren Bedeutung sich leicht aus der Analogie errathen läßt. So steht schwachen immer für schwach machen, wie kranken und kränken für krank machen, missesprechen, Missethat, für unrichtig reden und unrichtig handeln, Buß, Büssen, für Ersatz geben, (wie Trauer büßen) von Schulden, für mit Recht, tausend Stund, unter Stunden für tausendmal und unterweilen, Wunder für viel, es wird Schein, für es wird deutlich, wilden, statt fremd sein. So heißt Schwere immer Trauer, und Sehnen Leid. Daß minnen, meinen und lieben gleichbedeutend sind, ist bekannt genug, davon einigemal minnefarb für roth, daß Aaar und Adelar Adler ist, ist auch nicht fremd, dar heißt dahin, Hort Schatz, dumm einigemal jung, bas besser, und daß bald do für da, hoh für hoch, so wie Summer, Wunne steht, schone mit schöne und Bluth mit Blüthe wechselt, daß geschicht, sicht, und dann wieder nit des Reims wegen steht, so wie gahn, stahn, lahn, han, gann für gönnte, wird keinen Leser irre machen.

Von den Lebensumständen der Dichter weiß man eben nicht mehr, als was sie selbst etwa gelegentlich [XXVIII] von sich sagen. Die berühmtesten sind Wolfram von Eschelbach, welcher den Parcival und viele andre Gedichte geschrieben hat, Heinrich von Veldek, der Verfasser einer Aeneide, Reinmar der Alte, zum Unterschied eines Reinmar von Zweter so genannt, der vielleicht sein Sohn war, Walther von der Vogelweide, Gotfried von Straßburg, der den Tristan übersetzt hat, Hartmann von Aue, der ein Rittergedicht Iwein schrieb, und Conrad von Würzburg, der die Umarbeitung der Niebelungen gemacht haben soll, welche wir jetzt besitzen. Wer der Kayser Heinrich war, läßt sich nicht mit Gewißheit angeben, der König Wenzel ist wahrscheinlich derselbe, welcher eine Tochter des Kaysers Philipp von Schwaben zur Gemahlinn hatte. Manche Nahmen sind nur angenommen, so ist es möglich, daß Raumsland und Walther von der Vogelweide eine Person sind, ihre Gedichte sind sich sehr ähnlich, und Walther konnte sich wohl so nennen, der oftmals klagt, daß er seinen Wohnsitz verändern und in ein anderes Land ziehn muß, auch findet sich im Jenaischen Codex ein grosses Gedicht unter dem Nahmen Raumsland, welches Manesse eben so dem Walther giebt. So sind der Diurner und Winli vielleicht eine Person; auch läßt sich vermuthen, daß Chr. von Lupin (ein Thüring) und der Thüring zusammen fallen, da Künstlichkeit der Verse und Gebrauch der Sprache bei ihnen auffallend ähnlich ist.

Ich habe gesucht, die leichtern und faßlichern Lieder voran zu stellen, die sich von selbst erklären, und immer die gleichartigen neben einander zu setzen, auch bin ich bemüht gewesen, keinen Ton eines Dichters, der [XXIX] von der Art und Weise der übrigen abweicht, zu unterdrücken, so daß man in diesem Auszuge die schönsten Stücke der Poesie besitzt, welche die Manessische Handschrift enthält. Mit Ulrich von Gutenburg, (S. 34.) fangen einige dunklere Gedichte an, bis mit Werner von Tuifen (S. 65) mehrere künstliche folgen; die Lieder des Schenken von Limpurg und des von Landegge sind ganz heiter und frölich, am jugendlichsten und muthigsten aber die des Ulrich von Lichtenstein; von Trosberg und Ch. von Hamle sind mehr zärtlich und athmen süße Leidenschaft, und R. von Brennenberg (S. 133.) hebt einen ernsten und prächtigen Ton an, dem einige geistliche Lieder folgen, und die edle und männliche Poesie Walthers von der Vogelweide; Reinmar d. A. ist diesem ähnlich, nur erhebt sich seine Poesie nie so hoch, als die seiner Zeitgenossen; Heinrich von Morunge vereinigt fast alle einzelnen Töne der Minnesinger, er ist einfach, zärtlich, leidenschaftlich und spielend, und doch bleibt er sich in allen Gedichten auf eine gewisse Weise gleich, immer edel, immer ein tiefes Gemüth aussprechend. Johann Hadloub ist fast kindlich einfach und unbefangen, er zeigt wenig Poesie und noch weniger Pracht des Ausdrucks, und doch sind alle seine Lieder rührend und zärtlich. Den Beschluß machen dann wieder einige allgemeinere, leicht verständliche Lieder. – Vielleicht ist durch diese Anordnung der Gedichte die ermüdende Verwirrung vermieden, welche leicht ein genaueres Lesen verhindert, wenn gleichartige Gedichte, die doch innerlich verschieden sind, ohne alle Auswahl neben einander stehen.

[XXX] Den Freunden der deutschen Poesie werde ich versuchen, bei einer schicklichern Gelegenheit, meine Vermuthungen über einige der bekanntern Minnesinger, so wie die Anzeige einiger ihrer hauptsächlichsten Werke mitzutheilen.

 

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L. T.      

 

 

 

 

Erstdruck und Druckvorlage

Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter
neu bearbeitet und herausgegeben von Ludewig Tieck.
Berlin: Realschulbuchhandlung 1803, S. I-XXX.

PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10925355-6
URL: https://archive.org/details/minneliederausde00tiec
URL: http://catalog.hathitrust.org/Record/008669212
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Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck (Editionsrichtlinien).

 

 

Aufgenommen in

 

Kommentierte Ausgabe

 

 

 

Werkverzeichnis


Verzeichnisse

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neu bearbeitet und herausgegeben von Ludewig Tieck.
Berlin: Realschulbuchhandlung 1803.
PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10925355-6
URL: https://archive.org/details/minneliederausde00tiec
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Tieck, Ludwig: Gedichte.
Erster Theil. Dresden: Hilscher 1821.
PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10121486-3
URL: http://catalog.hathitrust.org/Record/001784745
URL: https://books.google.fr/books?id=UT87AAAAcAAJ

Tieck, Ludwig: Gedichte.
Zweiter Theil. Dresden: Hilscher 1821.
PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10121487-9
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Tieck, Ludwig: Gedichte.
Dritter Theil. Dresden: Hilscher 1823.
PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10121488-4
URL: http://catalog.hathitrust.org/Record/001784745
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Bd. 1. Leipzig: Brockhaus 1848
PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10574784-6
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URL: http://catalog.hathitrust.org/Record/001210134

Tieck, Ludwig: Kritische Schriften.
Bd. 2. Leipzig: Brockhaus 1848
PURL: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10574785-2
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Bd. 3 (Dramaturgische Blätter. Erster Theil).
Leipzig: Brockhaus 1852
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