Georg Simmel

 

 

Stefan George.

Eine kunstphilosophische Betrachtung.

 

Text
Editionsbericht
Werkverzeichnis
Literatur: Simmel
Literatur: Die Zukunft

»   »   »
Texte zur George-Rezeption
Texte zur Theorie und Rezeption des Symbolismus

 

Bescheide Dich, wenn nur im Schattenschleier
Mild schimmernd Du genossne Fülle schaust
Und durch die müden Lüfte ein Befreier,
Der Wind der Weiten, zärtlich um uns braust.

Und sieh, die Tage, die wie Wunden brannten
In unsrer Vorgeschichte, schwinden schnell,
Doch alle Dinge, die wir Blumen nannten,
Versammeln sich am toten Quell.

      Stefan George, Das Jahr der Seele. *)

 

I.

Wenn alles Erkennen der Dinge und unser selbst nichts Anderes giebt als den Schein und Schimmer ihrer geheimnißvollen Wirklichkeit, wenn das Bild von uns, das unser Bewußtsein zeigt, nur ein Bild unseres wahrsten, wirklichsten Seins ist, so scheint das tiefste Leben der Seele mit all seiner Unerkennbarkeit dennoch als Gefühl für uns zu leben; als wüchse dies ganz unmittelbar aus den Wurzeln unseres Wesens auf; als spräche in ihm die Seele selbst, während in allem anderen Bewußtsein nur das Echo ihrer Stimme anklingt. Wenn wir Liebe oder Haß, Zorn oder Demuth, Entzücken oder Verzweiflung fühlen: Das sind wir, Das ist unsere Wirklichkeit, die gleich zum Schatten ihrer selbst abblaßt, sobald der Verstand daraus ein Bild der Erkenntniß und Selbsterkenntniß formt. Und dennoch: diese tiefste Einheit des Gefühles läßt in ihm selbst noch einer Scheidelinie Raum, für deren Diesseits und Jenseits noch keine Bezeichnungen gefunden sind. Vielerlei Augenblicke nämlich, ja ganze Szenen und Akte des Lebens durchfühlen wir in einer eigenthümlich fremden Art, als einen reinen Gefühlsinhalt, in dem die Note des Nur-Persönlichen fehlt, als ein gleichsam objektives Erleben der selben inneren Erregungen, die uns sonst als unser Persönlichstes erschüttern, die unser eigenstes Sein bedeuten. Was so, in Begriffen gedacht, einen Widerspruch zu enthalten scheint: daß die innerlichste Energie unserer Seele, in der allein ihr ungebrochen subjektives Wesen lebt, in dem sie ganz nur sie selbst [387] ist, doch ihren Inhalt auch in dieser Form entfaltet, "wie aus der Ferne" und als fühlte sie ein Ich, das über dem persönlichen ist, wenngleich es doch in ihm ist, – dieser Widerspruch ist dennoch eine psychologische Wirklichkeit; gerade in der tiefsten Schicht des Ich fühlen wir gewisse Gefühle so, als ob nicht wir sie fühlen, sondern als wäre das Ich nur das Sprachrohr einer viel breiteren Macht oder Nothwendigkeit.

Auf dieser zweiten Form des Fühlens ruht alle Kunst höheren Sinnes. Die ursprüngliche Leidenschaft des Gefühles, das Nur-Persönliche seiner Betonung, die ausschließende Giltigkeit für das eine Subjekt, muß es im Schaffenden wie im Genießenden des Kunstwerkes verlieren. Denn so sicher dessen Sinn und Recht überhaupt in Gefühlen liegt, aus denen es fließt und die aus ihm fließen, so gründet sich der Aufstieg von niederer und primitiver Kunst zu ihrer Reinheit und Höhe auf den Uebergang des unmittelbaren subjektiven Gefühles zu jenem objektiven, das den gleichen Inhalt aus der Impulsivität und Zugespitztheit jenes in Ruhe und breitere Giltigkeit überführt. Erotische Erregungen mögen unsere Aeußerungen zuerst zu Melodien gestaltet haben, aus kriegerischen Affekten mag die erste Rhythmisirung des Schrittes, aus religiösen die erste Erhebung und Stilisirung der Rede gequollen sein, aus den starken Eindrücken der Dinge die bildnerischen Versuche, in denen man gleichsam Herr über diese wurde, ihre Formen sich unterwarf. Und nun auf der anderen Seite: je unkultivirter der Hörer und Beschauer ist, desto unmittelbarere, sozusagen materiellere Affekte ruft das Kunstwerk in ihm hervor: der dargestellte Vorgang erregt ihn in genau der selben Weise, wie der wirkliche ihn erregen würde, sein Interesse gilt dem Inhalt, nicht der Kunstform des Werkes, weil eben sein Inhalt ja auch in der Wirklichkeit zu finden ist und die an diese geknüpften Gefühle unmittelbar erleben läßt. In der Musik fesselt ihn fast ausschließlich die Melodie, weil diese den subjektiven Stimmungsgehalt am Deutlichsten und Direktesten zum Ausdruck und Eindruck bringt. So unverächtlich nun alles Dies ist, da solches unmittelbare, die ganze Subjektivität ergreifende Fühlen das Kräftereservoir auch aller späteren Gestaltungen bleibt, so liegt doch das Wesen der Kunst als solcher, Das, was die Kunst zur Kunst macht, in der Entwickelung von jenem hinweg: in der Entwickelung gleichsam vom subjektiven Ich zum objektiven, zu jener Schicht unseres Fühlens, in der es die geheimnißvolle Gewähr trägt, über die Zufälligkeit der momentanen Erregung hinaus zu gelten, ja, überhaupt einer Ordnung jenseits des nur persönlichen Ich anzugehören. Die Herausbildung solchen Fühlens wird sich am Ehesten an die Produktion und Rezeption innerhalb solcher Künste knüpfen, die in der festen äußeren Gegebenheit ihres Materials dem Ich eine Stütze bei der Objektivirung seiner tiefsten Inhalte gewähren: also bei den Künsten der Sichtbarkeit. Am Tiefsten [388] in seine ursprüngliche Einheit und Impulsivität eingesenkt erscheint das Gefühl in der Musik, die sich, um Das bis zur Möglichkeit des Kunstwerdens auszugleichen, eine unvergleichlich strenge Gesetzlichkeit ihrer Formen ausgebildet hat, aber trotzdem noch immer die Kunst der persönlichsten Erschütterungen ist, rückhaltloser Erregtheit ungeschiedener Gefühle. Zwischen diesen Extremen bewegt sich die Lyrik, im Dichter wie im Genießenden bald mehr von dem unmittelbaren Impuls nur subjektiven Fühlens, bald von seiner objektiven Form getragen, durch die das Ich zum Spiegel einer überpersönlichen Nothwendigkeit wird, gleichsam sich selbst gegenüber reservirt ist, so daß seine Aeußerungen aus einem Stück der Natur zu einem Werk der Kunst werden können. Für die populäre Vorstellung ist die Lyrik noch ganz der Ausdruck des elementaren Fühlens; je ungebrochener und radikaler Dies im lyrischen Gedicht lebt und im Hörer mitschwingt, desto vollkommener scheint ihr Problem gelöst. Obgleich nun in Wirklichkeit die Lyrik aller großen Dichter sich mindestens auf dem Wege von dem primären, sozusagen naturalistischen Gefühl zu dem objektiven, von der Vergewaltigung durch den primitiven Impuls erlösten, befindet, so scheint mir, seit dem späteren Goethe, doch erst in der Lyrik Stefan Georges diese Fundamentirung auf das Ueber-Subjektive des Gefühles, dieses Sich-Zurückhalten von seinem unmittelbaren Anstürmen, zum unzweideutigen Prinzip der Kunst geworden. Keine Spur dabei jener Formalistik, die sich überhaupt auf kein Gefühl mehr beziehen, sondern von der Vollendung der nur äußerlichen Gestalt von Reim und Rhythmus leben will; vielmehr darum handelt es sich: fühlend über dem Gefühl zu stehen, an jener Grenzlinie innerhalb seiner sich anzubauen, die ich zu schildern versuchte und die die Provinz naturalistischer, ich möchte sagen: unartikulirter Gefühlsäußerungen von der Grundlage der Kunst scheidet.

Man kann es vielleicht auch so aussprechen: während sonst der Ausdruck und die Erregung des unmittelbaren, das ganze Ich beherrschenden Gefühles der Zweck der Lyrik zu sein pflegt, für den ihre Kunstform das Mittel ist, wird in dieser neuen Richtung das Gefühl zu einem Mittel für den Kunstzweck. Wie sonst der Lyrik die ganze Welt nur ein bloßes Mittel war, ein persönliches Fühlen auszudrücken und auszuleben, so tritt nun dieses in die selbe Kategorie mit jener, es wird eins der Materialien, der relativen Zufälligkeiten, an denen das Gesetz der Kunst seine Verwirklichungen findet, wie das Naturgesetz an der Zufälligkeit der materiellen Gestaltungen. Die Produktion erhebt sich hier ganz auf dem Boden jener zweiten Gefühlsprovinz, in deren Grenzen die bloße Ichheit hinweggeläutert ist, deren Inhalte wir als über den persönlichen Affekt hinaus giltig empfinden. Hier ist der andere Pol der lyrischen Entwickelungreihe, deren einen das "Singen, wie der Vogel singt", bezeichnet. Erhobene und trübe Stimmung, Liebe und Abwendung, das Gegenklingen der Seele gegen Landschaft und Menschen dürfen [389] hier ihr natürliches Empfunden-Werden nicht bis in das Lied hinein fortsetzen, sondern das Kunst-Werden erfaßt die Gefühlsgrundlage selbst. Erst wenn das Gefühl alle Trübe, allen Drang, alle Unruhe seiner Erdgeborenheit hinter sich gelassen und sich in jene klare, weite, über-subjektive Form gekleidet hat, wenn es an sich selbst schon die Ausgeglichenheit, Durchgeistigung, Rhythmisirung, kurz die eben so sicher empfindbare wie unvollkommen beschreibbare Metempsychose zum Kunstwerk erfahren hat, wird es zum Worte zugelassen: man könnte denken, daß die Frauen auf Feuerbachs "Konzert" diese Strophen sängen. Die schöne Abgemessenheit innerer und äußerer Existenz, wie sie das Ideal der "Wanderjahre" bildet, hat hier die lyrische Seite des Lebens ergriffen. Das Bedürfniß nach künstlerischer Form der Dinge ist unter ihre Oberfläche, mit deren Gestaltung zum "schönen Schein" es sich sonst befriedigte, hinuntergestiegen und ist über den Gefühlsinhalt Herr geworden. Es scheint mir, als sei hier zum ersten Male die Lyrik ihrem Fundament nach in das Stadium des l’art pour l’art getreten und habe das des l’art pour le sentiment verlassen. Wenn die Entwickelung von der rein naturhaften, undifferenzirten Aeußerung des Affektes ausging, von der sich einzelne Elemente allmählich in objektiven Kunstausdruck umsetzten, so ist hier die Materie des Seelenlebens, immer mehr der ästhetischen Formung zuwachsend, nun völlig in die Kunstform aufgegangen.

Vom Standpunkt der alltäglichen Menschlichkeit – nicht nur der alltäglichen Menschen, sondern auch der alltäglichen Stunden der höheren Menschen – kann diese Abwendung von der ersten Wärme des Gefühles befremdend wirken; so lange unverstanden bleibt, daß der Gegensatz zu jener Wärme nicht Kälte ist, sondern die Alleinherrschaft des Kunstgefühles, das sich über diesen Unterschied der Gemüthstemperaturen überhaupt erhoben, sie zu seinem bloßen Material gemacht hat. Das Gefühl hat allerdings seine Jugend abgelegt, nicht, um alt, sondern, um zeitlos zu werden. Freilich kann es dann von jenem Standpunkt aus einen Zug von Grausamkeit zu bekommen scheinen. Dies tritt am Fühlbarsten in Georges Gedichtcyklus Algabal hervor. Algabal ist jener phantastisch ausschweifende Kaiser Elagabalus der römischen Decadence, den George zum Symbol einer nach Macht und Willkür völlig schrankenlosen Persönlichkeit wählt. Eine in jedem äußeren wie inneren Sinne nur ästhetische Lebensgestaltung sehen wir hier in absoluter Souverainetät über den Empfindungen Anderer und über den Mitteln zu ihrer Verwirklichung sich durchsetzen. Das wirkt freilich als Grausamkeit; so, wenn er seinen Bruder, dessen Rivalität ihn beunruhigt, töten läßt:

"Hernieder steig ich eine Marmortreppe,
Ein Leichnam ohne Haupt inmitten ruht, –
Dort sickert meines theuren Bruders Blut –
Ich raffe leise nur die Purpurschleppe."

[390] So, wenn er in ungeheurem Frevel die Vestalin sich vermählt:

"Und zweifelnd, ob das neue Glück mir werde,
Erfand ich nur den Quell der neuen Qual –
Ich sandte sie zurück zu ihrem Herde:
Sie hatte wie die Anderen ein Mal."

So, wenn er dem schlafenden Liebespaar Gift einträufelt:

"Ich will mir jener Stunden Lauf erzählen.
Die Kinder unterm Feigenbaum entschlafen
Nach unbedachtem seligem Vermählen.
Mich kümmerten der kalten Väter Strafen.

Wohl! Da ich Euch den starken Tropfen gönnte
Aus meinem teuren Ringe, der mir diene,
Wenn es bei einer Dämmerung mir schiene,
Daß ich die Sterne nicht mehr schauen könnte.

Begnadete! Da ich Euch gütig nahte
Und kein Erwachen Euch ein Glück ermattet,
Das nur der Traum so herrlich Euch gestattet,
Als ich es jetzt aus Euren Zügen rathe."

Dennoch ist hier und an ähnlichen Stellen des Werkes keineswegs die Lust am Leid anderer Menschen das poetische Motiv; vielmehr nur eine ästhetische Selbstherrlichkeit, die einfach jenseits der Frage nach Lust und Leid steht, wie man bei dem Pflücken einer Blume sich nicht kümmert, daß man damit fruchtbares organisches Leben zerstört. Denn auch sich selbst gegenüber fragt Algabal nicht nach Leiden; auch sich selbst bereitet er sie, wenn der harmonische Bau und der innere Idealismus seiner Lebensgestaltung es so mit sich bringt. Ich habe Das so ausführlich hervorgehoben, weil es in extremer – man könnte sagen: excentrischer – Art jenes Objektiv-Werden des Kunstgefühles zeigt, jene Lösung von allen subjektiv-natürlichen Gefühlsreflexen, um der Kunst willen.

Mit dieser Wendung ist die Herrschaft des Poeten über die Welt vollendet. Wie die Sittlichkeit ihre höchste und beherrschende Form da gewinnt, wo der Mensch sich selbst überwindet, Das heißt, sein Niederes und Instinktives dem Dienst praktischer Ideale unterwirft, und solche Herrschaft über sich selbst ihn triumphirend über die Gewalt aller Dinge hebt, so ist der Künstler absoluter Herrscher geworden, wenn er den Kreis, über den sein Wille zur Kunst herrscht, durch sein Eigenstes, durch das Subjektive und Impulsive des eigenen Ich, geschlossen hat. Nicht nur aus jenem Verflochtensein mit der Welt, das in den unmittelbaren Gefühlen liegt, ist er gerettet, sondern seine Kunst ist nun nicht mehr bloßer Erfolg, bloßes Ausströmen einer inneren, starken, ihrem Ursprunge nach aber kunstfremden Bewegung, sondern sie ist die erste und souveraine Macht geworden, die aus den Inhalten der Wirklichkeit, das [391] Ich mit all seinen Ursprünglichkeiten eingeschlossen, sich gleichsam erst ihr Gefolge bestimmt. Da handelt es sich nun freilich nicht mehr um Erlösung von der Noth des Daseins, wenigstens nicht in dem Sinne, wie eine Kunst, die sich den unmittelbaren Gefühlserregungen zärtlicher anschmiegt, es vermag. Diese hier würde den Anspruch, die subjektiven Leiden und Unzulänglichkeiten des Lebens zu versöhnen, so zurückweisen wie ein edler Wein den Anspruch, den Durst zu löschen. Weil sie nicht aus den Leidenschaften geboren ist, wie die Kunst Michelangelos und Beethovens, wirkt sie auch auf sie nicht so vertiefend und dadurch erlösend zurück; sondern wie Giorgione und Bach steht sie von vorn herein im Hellen; und ihr Befreitsein und Befreien vom Dunkel ist nicht ein Aufstreben aus den heißen Tiefen erlösungbedürftiger Leidenschaft, sondern ein Jenseits ihrer.

Damit ist freilich kein Prinzip in die Lyrik eingeführt, das vorher unerhört gewesen wäre, sondern nur das von je her in ihr wirksame Kunstmoment dem Naturmoment gegenüber zu unbedingterer Reinheit und Herrschaft geführt; womit jener kritische Punkt so vieler Entwickelungen erreicht ist, dem man nicht ansehen kann, sondern der erst durch seine Progenitur zu erweisen hat, ob er nur der Abschluß einer alten Reihe oder der Beginn einer neuen ist. Auch ist weder <die> Produktion Stefan Georges von Nachklängen jener subjektivistisch gefühlsmäßigen Dichtweise frei, noch ist überhaupt meine Deutung des Lebensprinzips der Lyrik Georges durch das Anführen von Einzelheiten zu belegen, so wenig wie der innerste Rhythmus eines Menschen, die Idee, zu deren Verwirklichung er allein bestimmt ist, von irgend einem einzelnen Thun vollständig umschrieben wird. Die Kraft vielmehr, die das Ganze trägt, kann auch nur aus dem Ganzen unzweideutig hervorleuchten.

 

II.

Was bisher über die Dichtung Stefan Georges ausgemacht wurde und ihre subjektive Seite, die psychischen Energien ihrer Produktion und ihres Genossenwerdens, betraf, läßt sich aus ihrer Beschaffenheit auch in objektiver Wendung ablesen. Der Naturalismus hatte sich auf der pantheistischen Empfindung aufgebaut, daß der Sinn und die Bedeutsamkeit der Welt jedem beliebigen Ausschnitt ihrer gleichmäßig innewohne; das bloße Herausheben eines solchen, indem man ihn in die äußerlichen Grenzen einer Kunstform versetzte und gegen sein Vorher, Nachher und Daneben isolirte, schien so der Forderung der Dinge an das Kunstwerk, ihrem Werth und Geist die Zunge zu lösen, schon zu entsprechen. Nicht daß die Kunst ein Bild des Lebens sei, sondern ein Bild des Lebens, war dem Naturalismus ihre Seele. Wenn nun der Lyrik Georges selbst das Gefühlsleben und seine zartesten und intimsten Inhalte in unmittelbarem Ausdruck noch nicht die Kunst ausmachen, sondern [392] erst ihren zu höherer Form zu gestaltenden Rohstoff, so ist damit der Gipfel des Anti-Naturalismus erreicht. Das Interesse wendet sich von dem Inhalt, den das Gedicht mittheilt, vollkommen ab und ausschließlich seiner künstlerischen Durchbildung zu. Daß der Eigenwerth des Stofflichen so herabgedrückt wird, ist ersichtlich die Ergänzung oder der objektive Ausdruck für jene ästhetische Gleichgiltigkeit gegen das unmittelbare Gefühl: denn der Inhalt ist es, der der Wirklichkeit und dem Kunstwerk gemeinsam ist, den beide, nur auf verschiedenen Stufen, wiederholen und der im Kunstwerk eben die selbe Gefühlskategorie anregt, zu der er, als Wirklichkeit geformt, spricht. Wo das primäre Gefühl also seine führende Bedeutung in der Kunst verliert, wird entsprechend die Materie des Kunstwerkes nicht mehr unmittelbar als Element seiner Wirkung zugelassen werden. Ich gestehe: mir ist erst durch die Kunst Stefan Georges klar geworden, wie viele Gedichte der Literatur es gar nicht nöthig hätten, gerade Gedichte zu sein, sondern ihren Reiz von ihrem Inhalt entlehnen, der auch in anderer als gereimter oder rhythmischer Form mit ungefähr gleichem Erfolge erzählt werden könnte. Damit soll der allgemeine Werth solcher Gedichte nicht herabgesetzt werden; vielmehr wird stets der Reiz davon bestehen und legitim sein, daß ein an sich mittheilenswerther Gedanke oder Vorgang sich in dem anmuthigen Gewand des Verses darbiete, wie wir ja auch eine Botschaft lieber durch einen schönen und liebenswürdigen Boten als durch einen von strenger und trockener Sachlichkeit überbracht haben wollen. Aber mit dem Kunstwerk als solchem hat die inhaltliche Bedeutsamkeit seiner Materie nichts zu thun, so wenig wie deren Unerfreulichkeit oder Anstößigkeit seine Würdigung als Kunstleistung beeinflussen dürfen. Bei den Gedichten Georges hat man den Eindruck, daß ihr Inhalt durchaus in keiner anderen Form als in der poetischen gesagt werden kann; es wirkt also in ihnen kein der Kunstform gegenüber selbständiger Reiz ihres Stoffes mit. Selbst Gedichte wie die folgenden, die nicht einmal reine Stimmungsbilder sind, sondern immerhin doch noch irgend ein Geschehen zum Inhalt haben, lassen dieses Geschehen doch so sehr von der Form seines Kunstwerdens durchwachsen, daß es ohne diese bedeutungslos ist wie die Scherben einer Vase:

Ich trat vor Dich mit einem Segensspruche
Am Abend, wo für Dich die Kerzen brannten,
Und reichte Dir auf einem sammtnen Tuche
Die höchste meiner Gaben: den Demanten.

Du aber weißt nichts von dem Opferbrauche,
Von blanken Leuchtern mit erhobnen Aermen,
Von Schalen, die mit wolkenreinem Rauche
Der strengen Tempel Finsterniß erwärmen,

Von Engeln, die sich in den Nischen sammeln
Und sich bespiegeln am kristallnen Lüster,
[393] Von glühender und banger Bitte Stammeln,
Von halben Seufzern, hingehaucht im Düster,

Und nichts von Wünschen, die auf untern Sprossen
Des festlichen Altars vernehmlich wimmern –
Du faßtest fragend, kalt und unentschlossen
Den Edelstein aus Gluthen, Thränen, Schimmern.

Und:

                        Jahrestag.
O Schwester, nimm den Krug aus grauem Thon,
Begleite mich! Denn Du vergaßest nicht,
Was wir in frommer Wiederholung pflegten.
Heut sind es sieben Sommer, daß wirs hörten,
Als wir am Brunnen schöpfend uns besprachen:
Uns starb am selben Tag der Bräutigam.
Wir wollen an der Quelle, wo zwei Pappeln
Mit einer Fichte auf den Wiesen stehn,
Im Krug aus grauem Thone Wasser holen.

In allen Künsten bedeutet die Befreiung von dem Beisatz stofflicher Reize eine Verfeinerung und Reinheit der ästhetischen Durchbildung. Der schlimmste Fall des Gegentheiles ist es, wenn Historienbilder und historische Dramen ihre Bedeutsamkeit und ihr Interesse ausschließlich den Gefühls- und Gedankenmassen verdanken, die etwa durch die Vorstellung Alexanders oder Konradins oder Luthers assoziativ erregt werden. Nicht anders steht es mit dem Genrebild, das durch die Darstellung eines an sich amusanten Vorganges seinen Erfolg gewinnt. Wenn der Inhalt eines Kunstwerkes auch in anderer als künstlerischer Form gegeben werden kann und auch in dieser als Reiz wirkt, so beweist Das, daß der Genuß des Kunstwerkes kein blos äthestischer, daß sein Sieg mit Hilfstruppen von fremder Herkunft erkämpft ist. Die Forderung, daß der Reiz, den die Materie des Kunstwerkes jenseits seiner Kunstform besitzt, von ihm ausgeschlossen werde, ist dennoch nicht so einfach begründbar. Denn zunächst: so sicher kein Kunstwerk von diesem stofflichen Reiz allein leben kann, so unbedenklich scheint es, ihn seinen rein ästhetischen Qualitäten noch sozusagen als opus superrogativum hinzuzufügen. In der That zeigen schönste Gedichte Goethes einen Gehalt an Gedanken, die auch in anderer als der poetischen Form von der größten und reizvollsten Bedeutsamkeit wären, so daß die Gesammtwirkung des Gedichtes, unbeschadet seiner künstlerischen Vollendung, sich doch aus dieser und der selbständigen Bedeutung seines Stoffes zusammensetzt. Wenn man nun den Gedichten Georges gegenüber empfindet, daß ihr Inhalt durchaus nicht in irgend einer anderen als der poetischen Gestalt einen Reiz, ja nur Bestandfähigkeit bewahren könne und das Gedankliche in ihnen mit dem rein Artistischen steht und fällt, so scheint Das ihre Bedeutsamkeit doch mehr herab- als heraufzusetzen.

[394] Allein es handelt sich hier nicht um ein allgemeines Werthurtheil über diese Lyrik, sondern um die Herausstellung der künstlerischen Tendenz, als deren entschiedenste und charakteristischste Darstellung sie merkwürdig ist. Gewiß: da die ästhetischen Werthe nicht die einzigen des Lebens überhaupt sind, sondern daneben noch intellektuelle, ethische, sinnliche, religiöse und viele andere bestehen, so wird ein Produkt, das an vielen von ihnen Theil hat, einen besonders hohen Gesammtwerth darstellen können. Allein jenseits davon liegt doch der besondere Reiz der Gebilde, die eine der Ideen aus unserem Werthsystem in reiner Abgelöstheit verkörpern. Und Dies eben erscheint mir als das Eigenartige und Bedeutsame an Stefan George: daß gerade Das, was am Gedicht reines poetisches Kunstwerk ist, mehr als irgendsonst das Ganze ausmacht, unter reinlicher Ausscheidung aller Nebeneffekte, die seinem Inhalt aus dessen sonstigen Beziehungen und Bedeutungen quellen könnten. Mit der größten Entschiedenheit tritt hier hervor: nicht irgend ein Inhalt soll in poetischer Form vorgetragen werden, sondern ein poetisches Kunstwerk soll geschaffen werden, für das der Inhalt keine andere Bedeutung hat als der Marmor für die Statue. Gewiß ist auch das vergeistigtste Kunstwerk nicht gegen sein Material gleichgiltig; was man in Marmor sagen kann, kann man nicht eben so gut in Bronze oder Fayence ausdrücken; es ist ein zum Glück überwundener ideologischer Irrthum, zu wähnen, Werth und Wesen des Kunstwerkes lägen in seiner "Idee" und verhielten sich ganz gleichgiltig dagegen, in welchem Material diese Idee verwirklicht würde. Allein Das bedeutet eben jene vollkommene Einheit von Form und Materie, die keinem von beiden anders als in der Richtung auf das andere hin zu wirken gestattet. Gewiß, wenn der Inhalt so restlos in seiner Kunstform aufgehen soll, daß von ihm kein Reiz, der jenseits dieser läge, auf das Ganze ausstrahle, so darf er der Form gegenüber nichts Aeußerliches sein, sondern beide müssen in und aus liebevoller Einheit erwachsen. Aus dieser Einheit Alles zu verbannen, was, obgleich an sich vielleicht wirksam und bedeutsam, doch nicht ihr, Das heißt dem Kunstwerk als solchem, dient, erscheint mir als das ästhetische Grundmotiv dieser Lyrik. Und nicht nur der zusammenhängende Gang der Gedanken wird so ausschließend zum Träger des Kunstzweckes, sondern bis in die Worte hinein erstreckt sich dessen Alleinherrschaft. George besitzt die merkwürdige Fähigkeit, aus den vielfachen Bedeutungen eines Wortes keine einzige psychologisch anklingen zu lassen außer der, die gerade dieser einen Stimmung, diesem einen Bilde dient: aus dem Vielsinn der Worte borgt er keinen einzigen Reiz in das Kunstwerk hinein, der nicht allein aus dem Ganzen des Kunstwerkes herauskäme. Aus den einzelnen Worten sind durch Zusammenhang und Klang alle assoziativen Mitschwebungen ausgeschieden, die ihnen einen dem Kunstzweck des Gedichtes fremden Werth zufügen könnten. Auf [395] diesen ist Alles so konzentrirt, daß alle nach anderen Richtungen hingehenden Bedeutungstrahlen verloschen sind. Nur die dem Centrum des Gedichtes zugewandte Seite ist durch das Bewußtsein beleuchtet, alles Andere ist dunkel, wie der Theil des Mondes, der der Sonne abgewandt ist. Dadurch erhalten diese Gedichte eine absolute Einheit des Gefühlstones, eine unvergleichliche Geschlossenheit der Stimmung. Man lese etwa das folgende Gedicht:

Ich weiß, Du trittst zu mir ins Haus
Wie Jemand, der, an Leid gewöhnt,
Nicht froh ist, wo zu Spiel und Schmaus
Die Saite zwischen Säulen dröhnt.

Hier schreitet man nicht laut, nicht oft,
Durchs Fenster dringt der Herbstgeruch.
Hier wird ein Trost Dem, der nicht hofft,
Und bangem Frager milder Spruch.

Beim Eintritt leis ein Händedruck,
Beim Weiterzug vom stillen Heim
Ein Kuß – und ein bescheidner Schmuck,
Als Gastgeschenk: ein zarter Reim.

Man bemerke nur, wie das Wort "Kuß" hier wirkt, das sonst so vielerlei, ganz außerhalb des Kunstzweckes liegende Assoziationen zu wecken pflegt, die, so unbewußt sie seien, mit diesem in unlauteren Wettbewerb treten und ihm einen illegitimen Reiz hinzufügen. Es ist, als wenn der äußere Wohlklang seiner Verse nichts Anderes wäre als die Erscheinung oder die Folge dieser inneren Harmonisirung, die in dem Hörer keinen anderen seelischen Ton anklingen läßt als den, der zu dem Grundton des Ganzen harmonisch ist, und ihm jede Brücke verweigert, aus der Einheit des Kunstwerkes zu abseits liegenden Attraktionen seines Stoffes auszuschweifen. Oder auch umgekehrt mag es sich in Wirklichkeit verhalten: die unbeschreibliche Musik dieser Verse, ihr Fließen und Gleiten, das das Ohr niemals durch eine Rauheit, Stockung, Entgleisen aus der Tonart aufschreckt, die Verknüpftheit der Laute, deren jeder mit seinem Vorher und Nachher eine sinnlich nothwendige Klangeinheit bildet: Das ist wahrscheinlich das technische Mittel, das es George ermöglicht, alle Bedeutungen der Worte wie des Stoffes, die nicht genau dem Stimmungbild und dem einheitlichen Kunstzweck zugehören, von der psychologischen Mitwirkung auszuschließen.

Wenn nun mit Alledem gleichsam die Form dieser Lyrik beschrieben ist, so scheint ihre Bedeutung erst durch die des Kunstinhaltes nachzuweisen, der, nach Verbannung aller anderen Elemente, ihr Ein und Alles bildet. Allein diese Frage, die mit der nach der Schönheit und Größe des eigentlich dichterischen Talentes Stefan Georges zusammenfällt, geht nun vielmehr die [396] Literaturgeschichte an, während es der Kunstphilosophie auf die eigenthümliche Bedeutsamkeit des ästhetischen Prinzips ankommt, weniger aber darauf, ob es sich mit einem an sich größeren oder geringeren Talent verwirklicht. Für so groß ich auch das rein poetische Genie Stefan Georges halte, so könnte man trotzdem einräumen, daß seine Bedeutung als Künstler über seiner spezifischen Bedeutung als Dichter steht. Wie bei manchen Personen die allgemein menschlichen Eigenschaften die Begabung und Kraft zur einzelnen Leistung überragen und auch an ihr das eigentlich Werthvolle ausmachen, so übertrifft bei ihm vielleicht Ausbildung und Vertiefung des allgemeinen Elementes Kunst die differentia specifica, die aus dem "Künstler überhaupt" den Dichter macht. Das Kunstwerk trägt von seinem Ursprung aus Interessen der Sinnlichkeit, der Religion, der Nachahmungfreude, des Intellektes u.s.w. einen ganzen Komplex von Inhalten und Wirkungen zu Lehen, die vielleicht in der Lyrik, wegen der Weitverzweigtheit ihrer Wurzeln, länger als in irgend einer anderen Kunst ungeschieden neben einander leben. Stefan George hat in der Gegenwart die prinzipielle Sonderung eingeleitet, die auch in dieser Kunst die Kunst zum Universalerben jenes Komplexes werden läßt.

 

 

[Fußnote, S. 386]

*) Von Stefan George sind bisher die folgenden Gedichtcyklen erschienen: Hymnen (1890), Pilgerfahrten (1891), Algabal (1892), die Bücher der Hirten und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der Hängenden Gärten (1895), das Jahr der Seele (1897). Alle sind nur in ganz wenigen Exemplaren gedruckt und im Buchhandel kaum erhältlich. Die von George und seinen Anhängern seit einigen Jahren herausgegebene Zeitschrift "Blätter für die Kunst" ist zwar auch nur für einen geladenen Leserkreis gedruckt, doch sind einzelne Hefte hier und da käuflich.   zurück

 

 

 

 

Erstdruck und Druckvorlage

Die Zukunft.
Bd. 22, 1898, 26. Februar, S. 386-396. [PDF]

Gezeichnet: Georg Simmel.

Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck (Editionsrichtlinien).

Die Zukunft   online
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Zukunft_(Harden)
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000679567

 

 

Zeitschriften-Repertorien

 

 

 

Werkverzeichnis

Verzeichnis

Simmel, Georg: Nachträge, Dokumente, Gesamtbibliographie, Übersichten, Indices.
Hrsg. von Otthein Rammstedt.
Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2015 (= Georg Simmel Gesamtausgabe, 24).
S. 465-536: Chronologisches Verzeichnis der Erstveröffentlichungen
und der zu Lebzeiten Simmels erschienenen Neuauflagen und Übersetzungen.




Simmel, Georg: Böcklins Landschaften.
In: Die Zukunft.
Bd. 12, 1895, 10. August, S. 272-277.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Zukunft_(Harden)
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000679567

Simmel, Georg: Soziologische Aesthetik.
In: Die Zukunft.
Bd. 17, 1896, 31. Oktober, S. 204-216.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Zukunft_(Harden)
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000679567

Simmel, Georg: [Rezension zu:]
Ferdinand Tönnies: Der Nietzsche-Kultus. Leipzig 1897.
In: Deutsche Litteraturzeitung.
Jg. 18, 1897, Nr. 42, 23. Oktober, Sp. 1645-1651.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Deutsche_Literaturzeitung
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000599093

Simmel, Georg: Stefan George.
Eine kunstphilosophische Betrachtung.

In: Die Zukunft.
Bd. 22, 1898, 26. Februar, S. 386-396. [PDF]
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_Zukunft_(Harden)
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000679567

Simmel, Georg: [Rezension zu:]
Maurice Maeterlinck: Weisheit und Schicksal. Leipzig 1899.
In: Deutsche Litteraturzeitung.
Jg. 21, 1900, Nr. 3, 13. Januar, Sp. 229-231.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Deutsche_Literaturzeitung
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000599093

Simmel, Georg: Philosophie des Geldes.
Leipzig: Duncker & Humblot 1900.
PURL: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00018D8800000000
URL: https://archive.org/details/philosophiedesg03simmgoog
URL: http://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/006565553

Simmel, Georg: Stefan George.
Eine kunstphilosophische Studie
.
In: Neue Deutsche Rundschau.
1901, Februar, S. 207-215. [PDF]
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_neue_Rundschau
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000499522

Simmel, Georg: Rodins Plastik und die Geistesrichtung der Gegenwart.
In: Der Zeitgeist. Beiblatt zum "Berliner Tageblatt".
Nr. 39, 29. September 1902, S. *1-2.
URL: zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/27646518

Simmel, Georg: Die Großstädte und das Geistesleben.
In: Jahrbuch der Gehe-Stiftung zu Dresden.
Bd. 9, 1903, S. 185-206. [PDF]
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/008677738

Simmel, Georg: Philosophie des Geldes.
2. Aufl. Leipzig: Duncker & Humblot 1907.
URL: https://mdz-nbn-resolving.de/bsb11022954
URL: https://archive.org/details/philosophiedesg02simmgoog

Simmel, Georg: Das Problem des Stiles.
In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst.
Bd. 18, 1908, Heft 7, April, S. 307-316.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Zeitschriften_(Kunst)#K
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000497641

Simmel, Georg: Der siebente Ring [Rezension].
In: Münchner Neueste Nachrichten. Einzige Tagesausgabe.
Jg. 62, 1909, Nr. 318, 11. Juli, S. 13. [PDF]
URL: https://digipress.digitale-sammlungen.de/calendar/newspaper/bsbmult00000011

Simmel, Georg: Der Begriff und die Tragödie der Kultur.
In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur.
Bd. 2, 1911/12, Heft 1 [Juni 1911], S. 1-25.
URL: https://www.digizeitschriften.de/dms/toc/?PID=PPN51032052X
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000056635

Simmel, Georg: Das individuelle Gesetz.
Ein Versuch über das Prinzip der Ethik.
In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur. Bd. 4, 1913, Heft 2 [Juli], S. 117-160.
URL: https://www.digizeitschriften.de/dms/toc/?PID=PPN51032052X
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000056635

Simmel, Georg: Das Goethebuch.
In: Die neue Rundschau.
1917, Februar, S. 254-264.
URL: https://de.wikisource.org/wiki/Die_neue_Rundschau
URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/007392290


Frisby, David (Hrsg.): Georg Simmel in Wien.
Texte und Kontexte aus dem Wien der Jahrhundertwende.
Wien: WUV 2000.

Simmel, Georg: Soziologische Ästhetik.
Hrsg. von Klaus Lichtblau.
Wiesbaden: VS, Verlag für Sozialwissenschaften 2009.

Simmel, Georg: Bei Auguste Rodin in Paris – 1905.
Basel: Meyer 2007 (= Kleine Bibliothek, 1).

Simmel, Georg: Essays on Art and Aesthetics.
Hrsg. von Austin Harrington.
Chicago u. London: The University of Chicago Press 2020.

Simmel, Georg: Essays zur Kulturphilosophie.
Hrsg. von Gerald Hartung.
Hamburg: Felix Meiner Verlag 2020.

 

 

 

Literatur: Simmel

Bohr, Jörn u.a. (Hrsg.): Simmel-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Berlin 2021.

Brandmeyer, Rudolf: Poetiken der Lyrik: Von der Normpoetik zur Autorenpoetik. In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Hrsg. von Dieter Lamping. 2. Aufl. Stuttgart 2016, S. 2-15.

Brokoff, Jürgen: Geschichte der reinen Poesie. Von der Weimarer Klassik bis zur historischen Avantgarde. Göttingen 2010.
Vgl. S. 450-456 u. 467-471.

Burdorf, Dieter: Poetik der Form. Eine Begriffs- und Problemgeschichte. Stuttgart u.a. 2001.
S. 436-440: Formdenken als Theorie des lyrischen Kunstwerks: Stefan George und Georg Simmel.

Faath, Ute: Mehr-als-Kunst. Zur Kunstphilosophie Georg Simmels. Würzburg 1998 (= Epistemata; Reihe Literaturwissenschaft, 238).
Kap. V.3: Monumentalismus und "fantasiemäßige formen" – die Essays zum Werk Stefan Georges.

Fitzi, Gregor (Hrsg.): The Routledge International Handbook of Simmel Studies. London u. New York 2021.

Hartung, Gerald u.a. (Hrsg.): Der Philosoph Georg Simmel. Freiburg u. München 2020.

Hebekus, Uwe: Der Wille zur Form. Politischer Ästhetizismus bei Georg Simmel, Ernst H. Kantorowicz – und Alfred Rosenberg. In: Die Souveränität der Literatur. Zum Totalitären der klassischen Moderne 1900 – 1933. Hrsg. von Uwe Hebekus u.a. München u.a. 2008, S. 45-75.

Kruse, Volker: Art. Georg Simmel. In: Stefan George und sein Kreis. Ein Handbuch. Hrsg. von Achim Aurnhammer u.a. Bd. 3. Berlin u.a. 2012, S. 1647-1650.

Magerski, Christine: Die Konstituierung des literarischen Feldes in Deutschland nach 1871. Berliner Moderne, Literaturkritik und die Anfänge der Literatursoziologie. Tübingen 2004 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, 101).
Simmel passim (Register).

Mandelkow, Karl R.: Das Goethebild Georg Simmels. In: Von der Natur zur Kunst und zurück. Neue Beiträge zur Goethe-Forschung. Gotthart Wunberg zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Moritz Baßler u.a. Tübingen 1997, S. 219-233.

Martus, Steffen: Werkpolitik. Zur Literaturgeschichte kritischer Kommunikation vom 17. bis ins 20. Jahrhundert; mit Studien zu Klopstock, Tieck, Goethe und George. Berlin u.a. 2007 (= Historia Hermeneutica; Series Studia, 3).
Kap. 6.1.c: Aversion und Attraktion – Simmel und George (S. 559-568).

Mele, Vincenzo: City and Modernity in Georg Simmel and Walter Benjamin. Fragments of Metropolis. Cham 2022.

Meyer, Ingo: Georg Simmels Ästhetik. Autonomiepostulat und soziologische Referenz. Weilerswist 2017.

Müller, Hans-Peter / Reitz, Tilman (Hrsg.): Simmel-Handbuch. Begriffe, Hauptwerke, Aktualität. Berlin 2018 (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 2251).

Müller-Tamm, Jutta: Abstraktion als Einfühlung. Zur Denkfigur der Projektion in Psychophysiologie, Kulturtheorie, Ästhetik und Literatur der frühen Moderne. Freiburg im Breisgau 2005 (= Rombach Wissenschaften; Reihe Litterae, 124).
S. 249-287: Abstraktion und Distanz: Wilhelm Worringer und Georg Simmel.

Pawliczek, Aleksandra: Akademischer Alltag zwischen Ausgrenzung und Erfolg. Jüdische Dozenten an der Berliner Universität 1871 – 1933. Stuttgart 2011 (=  Pallas Athene, 38).

Podoksik, Efraim: Georg Simmel and German Culture. Unity, Variety and Modern Discontents. Cambridge 2021.

Riley, Alexander T. u.a. (Hrsg.): Durkheim, the Durkheimians, and the Arts. New York u.a. 2013.

Schlette, Magnus: Die Kultur der Philosophie. Simmels Beitrag zu den ersten Jahrgängen des Logos. In: Zeitschrift für Kulturphilosophie 14.2 (2020), S. 75-91.

Schuhmann, Klaus: Lyrik des 20. Jahrhunderts. Materialien zu einer Poetik. Reinbek bei Hamburg 1995 (= rowohlts enzyklopädie, 550).

Simonis, Annette: Literarischer Ästhetizismus. Theorie der arabesken und hermetischen Kommunikation der Moderne. Tübingen 2000 (= Communicatio, 23).
Kap. 7.1 (S. 385-418): Zur frühen George-Rezeption um 1900 (bei Friedrich Gundolf, Georg Simmel und Georg Lukács).

Simons, Oliver: Simmel's Poetics of Forms. In: The Germanic Review 94.2 (2019), S. 101-113.

Sparenberg, Tim: Georg Simmels soziale Physik und die moderne Literatur. In: Zeitschrift für Germanistik 20 (2010), S. 522-542.

Stöckmann, Ingo: Ästhetischer Pantheismus, Wille zur Kunst, schwebende Gestalt. Georg Simmels Naturalismus-Rezeption zwischen Kultursoziologie und Lebensphilosophie. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 32.2 (2007), S. 93-115.

 

 

Literatur: Die Zukunft

Albrecht, Friedrich: Maximilian Hardens Wochenschrift Die Zukunft und Frankreich (1911-1914). In: Le discours européen dans les revues allemandes (1871 - 1914) / Der Europadiskurs in den deutschen Zeitschriften (1871 - 1914). Hrsg. von Michel Grunewald. Bern u.a. 1996, S. 155-176.

Bösch, Frank: Zwischen Politik und Populärkultur. Deutsche und britische Printmedien im 19. Jahrhundert. In: Archiv für Sozialgeschichte 45 (2005), S. 549–585 [Forschungsbericht].

Cagneau, Irène: Sexualité et société à Vienne et à Berlin (1900 – 1914). Discours institutionnels et controverses intellectuelles dans Die Fackel, Die Aktion, Der Sturm, Pan, Die Zukunft. Villeneuve-d'Ascq 2014.

Hellige, Hans Dieter (Hrsg.): Walther Rathenau - Maximilian Harden. Briefwechsel 1897-1920. München u. Heidelberg 1983 (= Walther Rathenau-Gesamtausgabe, 6).
S. 15-299: Rathenau und Harden in der Gesellschaft des Deutschen Kaiserreiches. Eine sozialgeschichtlich-biographische Studie zur Entstehung neokonservativer Positionen bei Unternehmern und Intellektuellen.

Holsten, Henning: Von der "Bismarck-Krisis" zur "Kaiserkrisis". Maximilian und die Zukunft. In: Krisenwahrnehmungen in Deutschland um 1900. – Zeitschriften als Foren der Umbruchszeit im Wilhelminischen Reich / Perceptions de la crise en Allemagne au début du XXe siècle. – Les périodiques et la mutation de la société allemande à l'époque wilhelmienne. Hrsg. von Michel Grunewald u. Uwe Puschner. Bern u.a. 2010, S. 331-356.

Moulton, Alexander P.: The insider as outsider. The networks of Maximilian Harden in Wilhelmine and Weimar Germany. New York: Columbia University Diss. 2005.

Neumann, Helga / Neumann, Manfred: Maximilian Harden (1861 - 1927). Ein unerschrockener deutsch-jüdischer Kritiker und Publizist. Würzburg 2003.

Stead, Évanghélia / Védrine, Hélène (Hrsg.): L'Europe des revues II (1860-1930). Réseaux et circulations des modèles. Paris 2018

Weller, Björn U.: Maximilian Harden und die "Zukunft". Bremen 1970 (= Studien zur Publizistik / Bremer Reihe / Deutsche Presseforschung, 13).

Weller, Björn U.: Die Zukunft (1892 –1922). In: Deutsche Zeitschriften des 17. bis 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Heinz-Dietrich Fischer. Pullach bei München 1973 (= Publizistik-historische Beiträge, 3), S. 241-254.

 

 

Edition
Lyriktheorie » R. Brandmeyer